Was ist
Kommissionierung?
Bei der Kommissionierung werden basierend auf Bestellaufträgen einzelne oder eine Gruppe von Waren zusammengestellt und zum Versand bereit gemacht. Der oder die Mitarbeiter:in, welcher die Bestellungen zusammenstellt, wird auch als Kommissionierer:in bezeichnet. Es gibt zwei gängige Arten der Kommissionierung, die im Folgenden kurz erklärt werden.
Vorteile
Nachteile
Geringe Fehleranfälligkeit
Wenig Flexibilität bei Änderungen
in den Anforderungen
Ergonomischer Arbeitsplatz
für Mitarbeiter:innen möglich
Hohe Investitionskosten
für Automatisierung
Keine Wegzeiten, dadurch hohe
Kommissionierleistung
Lagerstillstand bei Maschinenausfall
Leichte automatische
Entsorgung von Behältern
Ware-zum-Mann
Bei dieser Methode findet die Ware mit Hilfe eines Fördermittels ihren Weg zu den kommissionierenden Mitarbeiter:innen, die basierend auf der jeweiligen Bestellung den Auftrag mit dem dazugehörigen Packmittel zusammenstellen und versandfertig machen.
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Mann-zur-Ware
Diese Kommissionierart ist auch bekannt als „Person-zur-Ware Kommissionierung“. Die kommissionierenden Mitarbeiter:innen entnehmen die bestellten Artikel von ihrem jeweiligen Lagerplatz. Dies bietet sich besonders für kleinere Aufträge und nicht allzu schwere Produkte an.
Vorteile
Nachteile
Geringe Investitionskosten
Längere Wegzeiten
Bei Wegoptimierung
hohe Kommissionierleistung
Ergonomischer Arbeitsplatz
nur bedingt möglich
Geringe Abhängigkeit
von Maschinen
Innerhalb der erklärten Kommissionierungsarten gibt es verschiedene Kommissioiniermethoden. In der Regel spricht man von der einstufigen Kommissionierung und der zwei- oder mehrstufigen Kommissionierung.
Einstufige Kommissionierung
Hierbei wird der Kommissionierungsauftrag des Kunden in einem Arbeitsgang abgearbeitet. Anhand eines Beispiels der einstufigen Kommissionierung in der „Person-zur-Ware Art“ erklärt sich dieser Prozess: Der Kommissionierauftrag des Kunden A besteht aus einer roten Jacke, einem grünen Mantel und einem weißen T-Shirt jeweils in Größe S. Alle drei Produkt lagern an verschiedenen Stellen im Lager. Die Mitarbeiter:innen bewegen sich im Lager zu den verschiedenen Lagerpositionen und nehmen dort jeweils die Jacke, den Mantel und das T-Shirt aus der Verpackung und stellen die Sendung zusammen.
Zweistufige Kommissionierung
Hier werden mehrere Aufträge zu einem Gesamtauftrag zusammengefügt (Kommission). Erst anschließend werden die einzelnen Aufträge aus dem Gesamtauftrag zusammengestellt. Anhand unseres Beispiels liefe die Kommissionierung folgendermaßen ab: Die zuständigen Kommissionierer:innen erhalten mehrere Aufträge des Kunden A und bewegen sich in ihrer festgelegten Zone. Ein:e Kommissionierer:in ist für die T-Shirts zuständig, ein:e andere:r für die Jacken und Mäntel. Die Kommissionen werden zu einer Packstelle zusammengetragen, wo dann erst aus den vorher kommissionierten Artikeln die einzelnen Sendungen zusammengestellt werden.
Vorteile
Nachteile
Besserer Wirkungsgrad als die
einstufige Kommissionierung
Aufwendige Planung
und Systematik
Bei vielen Positionen oder
hohen Entnahmemengen schneller
Bei nicht greifbaren und
schweren Artikeln nicht wirkungsvoll
Vorteile
Nachteile
Schnelle Kommissionierung
bei einzelnen Kundenaufträgen
Eventuell lange Wegstrecken
Einfache Zonenaufteilung im Lager
Erheblicher Zeitaufwand
bei vielen Kundenaufträgen
Zusätzlich werden in der Praxis verschiedene Kommissionierverfahren eingesetzt. Diese Verfahren beschreiben den Prozess, durch welches Medium die Kommissionierer:innen erfahren, welche Artikel sie zusammenstellen sollen. Nachfolgend werden die gängigsten Verfahren vorgestellt. Ein „Pick“ beschreibt dabei den Vorgang, bei dem von einer Lagereinheit (wie bspw. einer Palette) Ware entnommen wird.
Vorteile
Nachteile
Geringe Fehleranfälligkeit
Eingeschränkte Bewegungsfreiheit
Direkte Rückmeldung an das Lagerverwaltungs-
oder Kommissioniersystem
Hohe Investitionskosten
(2000€/MDE-Gerät)
Flexible Erweiterung möglich
Pick-by-scan / Pick-by-MDE
Bei diesem Verfahren werden sogennante MDE-Geräte eingesetzt. Die Mitarbeiter:innen bekommen die Pickaufträge auf dieses Gerät über WLAN oder SIM-Karte aus dem Lagerverwaltungssystem überspielt und erhalten alle wichtigen Informationen über die zu kommissionierende Ware auf das mobile Gerät. Die Mitarbeiter:innen können damit beleglos und völlig digital ihre Sendungen zusammenstellen: Nach jedem Pick scannen die Kommissionierer:innen den an der Ware und den am Entnahmeort befestigten Barcode. Diese Informationen werden weiter an das Lagerverwaltungssystem gesendet, sodass automatisch die Soll- & Ist-Differenz erfasst werden kann und Fehlkommissionierungen vermieden werden. Dies passiert entweder in Echtzeit oder am Ende einer Schicht. Zusätzlich werden auftragsentsprechend Versandpapiere automatisch erstellt und gedruckt.
Pick-by-light / Pick-by-vision
Hier werden die Mitarbeiter:innen durch Lichtimpulse darauf aufmerksam gemacht, wo sie wie viele Artikel entnehmen sollen. An jedem Lagerplatz oder an jeder Entnahmestelle sind Displays installiert, die aufleuchten, wenn ein Kommissionierauftrag für die dort liegende Ware vorliegt. Das Display gibt außerdem das Entnahmefach und die Menge an. Wenn der Auftrag ausgeführt wurde, muss nur noch die Quittierungstaste gedrückt werden. Das Display ist per Schnittstelle an das Lagerverwaltungssystem (LVS) angebunden und gibt somit die Pick-Informationen vollautomatisch an das LVS weiter, wo der Ist/Soll-Abgleich stattfinden kann.
Vorteile
Nachteile
Schnell auffindbare Lagerplätze
Hohe Investitions- und
Wartungskosten
Bewegungsfreiheit
der Mitarbeiter:innen
Von wenigen Benutzer:innen
gleichzeitig benutzbar
Kurze Anlernzeit an
das System
Unerkannte Ausfälle der Displays können im
Zweifelsfall zu Kommissionierfehlern führen
Keine Sprachbarriere für
Mitarbeiter:innen
Pick-by-paper
Dies ist das wohl einfachste und älteste Kommissionierverfahren. Im Gegensatz zu den anderen Verfahren ist dieses an Belege gekoppelt: Die Mitarbeiter:innen erhalten ausgedruckte Kommissionierlisten mit den Informationen zu der entnehmenden Ware. Wenn die Ware entnommen wurde, wird die Liste Stück für Stück abgehakt. Die Unterscheidung vom Ist/Soll-Zustand wird nachträglich getroffen. Hierfür werden die Listen nachträglich manuell mit dem LVS abgeglichen.
Vorteile
Nachteile
Keine Investitionskosten
Hohe Fehlerquote
Keine Abhängigkeit von Maschinen oder Systemen
Hoher Zeitaufwand
Geringe Mobilität der Lagermitarbeiter:innen
Vorteile
Nachteile
Bewegungsfreiheit der Mitarbeiter:innen
Limitierte Sprachauswahl
Geringerer Zeitaufwand, da kein
Scannen nötig ist
Einschränkungen durch
Hintergrundgeräusche
Leichte Integrationsfähigkeit
an andere Systeme
Tragen von Kopfhörern
Pick-by-voice
Bei diesem Verfahren erhalten die Kommissionierer:innen über akustische Signale die Pickaufträge und bestätigen diese auch so. Dies ist über Kopfhörer mit Mirkrofon möglich, die die Kommissionierer:innen tragen. Moderne System verfügt über Sprachsoftware, bei der verschiedene Sprachen eingestellt werden können, damit auch internationale Mitarbeiter:innen angesprochen werden können. Das Lagerverwaltungssystem dient als „Auftraggeber“ und gibt die Aufträge über eine Schnittstellenanbindung an die Sprachsoftware weiter.